Gerichtsdrama

 
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Gerichtsdramen sind Gerechtigkeitsdramen, die als Kulisse hauptsächlich den Gerichtssaal zeigen. Hier wird der Kampf zwischen Gut und Böse ausgefochten, zumeist hauptsächlich in Worten und Rückblenden.

Das sogenannte Courtroom Drama erfreut sich gerade im Mainstream-Kino großer Beliebtheit. Im Widerspruch dazu steht der geringe Anerkennungswert dieses Genres: Oft wird es unter die Gattung des Thrillers oder Melodrams gefasst. Tatsächlich existieren heute eine Vielzahl von Untergattungen des Gerichtsfilms: Kriminalgerichtsfilme (z.B. Premingers Anatomie eines Mordes), Justizthriller (Lipstick von Lamont Johnson), der Historische Gerichtsfilm (z.B. Stanley Kramers Wer den Wind sät), Gerichtssatiren (z.B. Norman Jewisons ...And Justice for All)...Als wichtiger Vertreter des sogenannten Geschworenenfilms sei Sydney Lumets Die 12 Geschworenen genannt. Hinzu treten eine unübersichtliche Masse von Justizserien im Fernsehen.

Vom Theater und der Literatur ausgehend existierten schon vor den 1920er Jahren Stummfilme wie Madame X (1916) oder On Trial (1917). Mit Aufkommen des Tonfilms wurden einige Stummfilme nachträglich synchronisiert, andere neu produziert. Zu den ersten Tonfilmen, die damals noch “talkie trials” hießen, zählen: The Trial of Mary Dugan (1929), On Trial (1928), The Perfect Crime (1928), Through Different Eyes (1929) oder Her Private Affair (1929).

Die bekanntesten Courtroom Dramas gehören zur Kategorie der Kriminalgerichtsfilme, den Courtroom Whodunits. Der der Literaturwissenschaft entnommenen Begriff bezieht sich auf die Frage “Who has done it?” und somit auf die Suche nach dem Täter. Der Handlung voraus gestellt ist meist die Tat, die es aufzudecken gilt. Anwälte übernehmen hier die Rolle der Ermittler. Überraschend auftauchende Zeugen und Beweise tragen ebenso zur Spannung bei, wie die Ermittlung des Täters am Ende des Films. Viele dieser Filme wurden durch authentische Fälle inspiriert.

Otto Premingers Anatomie eines Mordes (1959) gilt neben Billy Wilders Zeugin der Anklage (1957) als Klassiker des Kriminalgerichtsfilms. Der Fall wird aus der Perspektive des Rechtsanwalts Paul Biegler konstruiert und mit humoristischen Elementen eingefärbt. Hinzu tritt die völlige Gleichgültigkeit des Zuschauers dem Angeklagten gegenüber. Wichtig erscheint nur die Art der Beweisführung: Das Gerichtsurteil entbehrt letzten Endes seiner Bedeutung. Als weiteres Merkmal dienen die filmästhetischen Mittel: Die Szenen wurden in beengenden Verhältnisssen an authentischen Orten gedreht, wo auch die Romanvorlage nach Robert Traver, der von Beruf Richter war, spielt. Kranfahrten und dominierende Totalen unterstützten die Distanz des Zuschauers zum Geschehen.

Kuzina nennt als weiteres Charakteristikum die scharf getrennten Phasen des Gerichtsprozesses: Prozessvorbereitung mit ausführlicher Einführung der Figuren und eigentliches Gerichtsverfahren. Die zweite Phase wird vor allem durch unterhaltsame Dialoge und den Humor des Richters aufgelockert. Dadurch wird der Prozess für eine breite Masse an Zuschauern rezipierbar gemacht.

Des weiteren ergibt sich aus der Figurenkonstellation, dass es den beiden kontrastierende Anwälten – Biegler als Jazzliebhaber und der kleinbürgerliche Staatsanwalt – weniger um das Gerichtsurteil, als vielmehr um den persönlichen Ehrgeiz geht. Preminger bekräftigt insofern das Adversary-System des Courtroom Dramas, durch das zwei Kontrahenten miteinander um die vermeintliche Wahrheit wetteifern. Dieses Element wird in vielen Gerichtsdramen immer wieder aufgenommen. Das Ende des Films bleibt offen: Der Zuschauer erfährt nicht, ob Manions Frau wirklich vergewaltigt worden ist. Dieser dramaturgische Antiklimax lässt die Erwartungshaltung des Zuschauers unbefriedigt.

Viele neuere Hollywood-Filme nivellieren die von Preminger aufgestellten Maßstäbe zwar ob der Massenakzeptanz des Filmes. Nur einzelne Filme, wie Steven Spielbergs Amistad (1997) widersprechen dieser Tendenz. So greift Amistad als Historischer Gerichtsfilm Prozesse gegen 1939 zwangimportierte Sklaven auf. Charles McDougalls The Inquest (1996) ist ein gutes Beispiel dafür, wie sich Courtroom Dramas auswirken können. Bei einer Massenpanik kamen am 15. April 1989 im Sheffielder Fußballstadion 96 Menschen ums Leben. Der Film inszeniert in einfühlsamen Szenen den Gerichtsprozess und verhalf zu einem Hinterfragen der Geschehnisse.

Quellen und Literatur

  • Kuzina: Der amerikanische Gerichtsfilm. Justiz, Ideologie, Dramatik, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2000.
  • Chase: Movies on Trial. The Legal System on the Silver Screen, The New York Press, New York 2002.

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